Mittwoch, 26. Oktober 2011

Games III: Wie ich dazu kam, ein Monster zu lieben. Erster Teil


Ich liebe Master of Orion III.

Wer sich auf dem Gebiet des 4X-Genres auskennt, wird jetzt bereits erstmal schlucken müssen. (4X steht übrigens für Explore, Expand, Exploid, Exterminate, die vier Hauptmerkmale dieses Subgenres rundenbasierter Strategie.)

Aber vielleicht sollte ich von vorne anfangen um zu beweisen, das ich nicht völlig verrückt bin.

Vor vielen, vielen Jahren spielte ich als kleiner Junge zu Besuch bei einem Freund das erste Mal ein echtes Strategiespiel. Auf seinem Amiga 500, um genau zu sein. Und das Spiel war Civilization.

Obwohl ich damals total versagte (ich verstand zum Beispiel nicht wirklich, wozu Siedler da waren und baute nie mehr als eine einzige Stadt) war ich fortan fasziniert von rundenbasierter Strategie.

Einige Jahre später dann bemerkte ich in unserer örtlichen Stadtbibliothek ein Paket Civilization II mit zahlreichen Addons zur Ausleihe und griff sofort zu. Nach einigen Wochen Spaß mit einigen der abgedrehteren Szenarien landete ich schließlich bei einer Kampagne, die die gewöhnliche Civilization-Karte mit einer Weltraumkarte ersetzte und auch alle Einheiten, Völker und so weiter entsprechend änderte. Obwohl ich bald darauf das Spiel zurückbrachte, hinterließ diese Science Fiction-Variante ziemlich tiefen Eindruck bei mir.

Da ich etwa zur gleichen Zeit beinahe jeden Science Fiction-Roman verschlang, der mir in die gierigen Hände fiel, wurde mein Interesse auf Weltraum-Strategie noch mehr angeheizt und ich machte mich auf die Suche nach mehr. Leider war das noch vor meinem ersten ernsthaften Kontakt mit dem Internet und mein Interesse an Spielpublikationen war niedrig, außerdem war in meinem näheren Bekannten- und Freundeskreis kaum einer, der die selben Interessen hatte wie ich. Damit war mir der Zugang zu allen relevanten Informationen erfolgreich versperrt.

Natürlich gab ich nicht auf -nach meiner Logik musste es ein Publikum für solche Spiele geben, denn sonst hätte sich ja niemand die Mühe gemacht, extra ein Weltraum-Szenario für Civilization II zu programmieren. Und da es ein solches Publikum gab, gab es auch die entsprechenden Spiele. Ich musste sie nur noch finden.

Blind von meinen sonstigen Interessen als Schablone ausgehend, gingen mir auch tatsächlich erste Fänge ins Netz: Ein bizarres Spiel für SNES, auf das ich vielleicht später einmal zurückkomme und ein Strategietitel auf der Basis meiner Lieblings-Romanreihe Perry Rhodan (ein deutscher Science Fiction-Klassiker) der fast schon genau das war, was ich suchte. Aber es fehlte immer noch etwas.

Nach ein paar weiteren Jahren, in denen ich wieder mehr JRPGS auf dem SNES zockte -ich war schließlich Schüler und hatte keinen unbegrenzten Vorrat an Geld. (Ich musste das Geld für Spiele weitgehend selbst aufbringen, da meine Eltern bizarrer Technologie wie Videospielkonsolen gegenüber ein tiefes Misstrauen empfanden.)

Doch dann fand ich eine neue Perle beim Besuch eines Freundes: Homeworld. Da mir das Geld fehlte, mir das Spiel neu zu kaufen, suchte ich in unserer örtlichen Videothek (die manchmal alte Videospiele billig verkaufte) und auf Flohmärkten danach. Mit fast schon bizarrer Ironie entging mir Homeworld selbst etliche Jahre und der Spin-Off Cataclysm fiel mir praktisch sofort in die Hände. Ein paar Tage später hatte ich die Bestie endgültig besiegt und stand wieder am Anfang. Homeworld:Cataclysm war zwar wunderbar, aber tatsächlich eine Art taktisches Echtzeitspiel, ein RTS wie wir heute sagen würden. Klar, ich hatte viel Spaß für umgerechnet 5€ gehabt, aber das Gefühl wie ich es beim Spielen von Civilization-Titeln oder bei dem bizarren Perry Rhodan-Spiel Operation: Eastside hatte blieb aus.
Nun hatte ich aber zumindest eine gute Quelle für billige Videospiele gefunden: Die lokale Videothek.

Diese hatte nämlich gelegentlich gute Titel wie das RPG Baldurs Gate oder das 3D-RTS Cataclysm einfach so herumliegen gehabt und für wenig Geld abgetreten, um Platz für neue Titel zu machen.

Und so kam schließlich der schicksalhafte Tag als ich am Anfang des Wochenendes wieder in der Videothek stöberte und plötzlich tatsächlich den Jackpot knackte: Ein Weltraumstrategiespiel. Rundenbasiert. Wieder für umgerechnet 5 heutiger Euronen. Damals konnte ich mein Glück kaum fassen und ich rupfte buchstäblich mein letztes Taschengeld für diesen Monat heraus und bezahlte so schnell es ging. Auf dem Heimweg warf ich misstrauische Blicke nach links und rechts, da ich mir sicher war, nach so viel Glück müsste das Universum sich ausbalancieren und eine Horde Diebe oder gleich einen Meteoritenhagel auf mich hetzen, die mir meinen kostbaren Schatz wieder abnehmen würden. Beziehungsweise ihn mit einem feurigen kosmischen Steinhagel zerfetzen.

Dieser erste echte 4X-Titel, der mir über den Weg lief, war wie ihr sicher schon längst erraten habt, Master of Orion III.

Und Morgen erzähle ich euch, wie Master of Orion III mich für alle Zeiten korrumpierte und vom Weg des Lichts abbrachte.

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